Fachdialog am 7. Dezember 2022
Am 7. Dezember fand der digitale Fachdialog der Fachberatungsstelle TABU statt.
Zu Beginn der Veranstaltung berichtete unsere Schirmherrin Gyde Jensen, MdB von den Haushaltsverhandlungen und dass es ihr gelungen sei, eine Finanzierung von TABU über den Bundeshaushalt sicherzustellen. Zwar nur für 2023, doch die Aussichten, dann weiter stabil finanziert zu werden, stufte sie als gut ein. Sie hob den Stellenwert von TABU noch einmal hervor und betonte die Bedeutung der Fachberatungsstelle für Schleswig-Holstein.
Der Runde Tisch FGM/C begann
mit einem Impulsreferat zum Jemen, einem Land, das häufig nicht die angemessene
Beachtung bekommt. Die Teilnehmenden erfuhren in dem
15-minütigen Vortrag grundsätzliche Information zur Geographie, zur aktuellen Situation
sowie zum Thema FGM/C. Künftig wird es in jeder Veranstaltung ein Kurzreferat
zu einem FGM/C betreffenden Thema oder Land geben.
Mit dem Impuls zur Wahrnehmungskongruenz kam die Fachberatungsstelle mit den Teilnehmenden in den Austausch. Basierend auf dem Modell der subjektiven und objektiven Betrachtung von „WIR und DIE ANDEREN“ von Schulz von Thun wurden die Teilnehmenden gebeten, in Kleingruppen zu reflektieren: „Wo sind meine Fragezeichen?“ „Was ist das, was ich an FGM/C nicht verstehe?“ und „Wo sind meine Grenzen, etwas zu verstehen?“
Die Teilnehmenden berichteten über ganz unterschiedliche Erfahrungen, die sie an ihre Grenzen gebracht haben. So habe eine Hebamme eine Beschneiderin kennengelernt, die eine ihrer Familien besuchte. Jemand berichtete, dass der Fachkräftemangel in den Geburtsstationen zu Gewalt bei der Geburt führen könne. Nicht, weil es vorsätzlich passiere, sondern weil es viele Geburten bei wenig Personal gebe. Vulnerable Gruppen seien dort besonders gefährdet. Daran schloss sich die Frage an, wie es sein kann, dass es Ärztinnen und Ärzte gebe, die FGM/C nicht erkennen. Eine Teilnehmerin berichtet, dass sie bei FGM/C als Schönheitsideal an ihre persönlichen Grenzen stoße. Insbesondere das fehlende Wissen bei Ärzten, Bildungseinrichtungen und in der Öffentlichkeit bestärkte alle, die Prävention im nächsten Jahr verstärkt in den Fokus zu nehmen.
An diesen Themen werden wir arbeiten, wenn wir die Prävention in den Fokus nehmen.
Zum Ende des Fachdialogs wurde auf unser Projekt „Be a part of 461 hands against FGM/C“ der Fachberatungsstelle TABU hingewiesen. Laut der Dunkelzifferschätzung von TERRE DES FEMMES sind bis zu 461 Mädchen in Schleswig-Holstein von FGM/C akut gefährdet. Um die Gefährdung sichtbar zu machen, sammelt die Fachberatungsstelle 461 Hände mit der Aufschrift „Stop FGM/C“.
Wenn Sie dabei sein wollen, schicken Sie uns ein Foto von Ihrer Hand an tabu@diakonie-altholstein.de oder per WhatsApp an +49 151 58069240.
Möchten Sie selbst am Fachdialog teilnehmen? Der nächste digitale Austausch findet am 1. März 2023 von 13 bis 14:30 Uhr statt. Anmeldungen nehmen wir gerne an tabu@diakonie-altholstein.de entgegen.