Gelungener Fachtag im Landeshaus Kiel

Die Fachstelle TABU für Frauengesundheit mit Schwerpunkt weibliche Genitalbeschneidung und -verstümmelung der Diakonie Altholstein blickt auf eine erfolgreiche Fachveranstaltung mit dem Titel „Recht auf Unversehrtheit – wie kann Prävention in Schleswig-Holstein gelingen“ am 05. November 2024 zurück. Dank der Kooperation mit der Antidiskriminierungsstelle des Landes Schleswig-Holstein wurde das Thema auch in diesem Jahr in den Räumlichkeiten des Schleswig-Holsteinischen Landtags sichtbar.

Mit etwa 70 Teilnehmenden wurde das Thema Prävention von FGM/C in verschiedenen Fachvorträgen und Diskussionsrunden betrachtet. Ziel der Veranstaltung war es, die verschiedenen Ebenen von Prävention sowie die Besonderheiten im transkulturellen Kontext zu erörtern und gemeinsam konkrete Schritte für Schleswig-Holstein zu erarbeiten. Die Gäste wurden von Alexandra Antwi-Boasiako begrüßt, die als Moderatorin durch den Tag führte. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit Grußworten von Gesa Kitschke (Geschäftsführung der Diakonie Altholstein), Kristina Herbst (Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtags) sowie von Samia El Samadoni (Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Landes Schleswig-Holstein) und Gyde Jensen (FDP-Bundestagsabgeordnete und Schirmfrau der Fachstelle).

Prof. Dr. Bedia Akbas, Professorin für Erziehung und Bildung mit dem Schwerpunkt Kindheit an der Fachhochschule Kiel, begann anschließend den ersten Vortrag mit der Überschrift „Bleib empfindsam“. Sie schaute mit den Teilnehmenden auf die Intersektionalität von UN Kinderrechtskonvention und Istanbul Konvention, den aktuellen Stand der Umsetzung in Deutschland sowie die Rolle der Kommunen beziehungsweise der Gesellschaft. Auch ging es um die eigene Haltung und Perspektiven, die in der pädagogischen Arbeit in Hinblick auf dieses Thema notwendig sind.

Im zweiten Vortrag beleuchtete Edell Otieno-Okoth, die Referentin für FGM/C bei Plan International Deutschland, Wege zur erfolgreichen Zusammenarbeit mit betroffenen Communities. Hierbei ging es vor allem um interkulturelle Kompetenzen und Selbstreflexion. Frau Otieno-Okoth betont die Notwendigkeit flächendeckender Schulungen und der Integration des Themas in die Lehrpläne verschiedenster Fachrichtungen. Zudem ist es unabdingbar, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Communities und Fachkräften gefördert wird und, dass die Arbeit an dieser Stelle demokratisiert wird. Um erfolgreiche Aufklärungs- und Präventionsarbeit leisten zu können, müssen Schlüsselpersonen in den Prozess miteingebunden werden.

Nach einer Imbiss-Pause mit regen Gesprächen und persönlichem Austausch begann der Nachmittag mit Diskussionen in Kleingruppen. Hierbei war jede Gruppe aufgefordert, möglichst konkret zu formulieren, welche nächsten Schritte wir in Schleswig-Holstein gehen wollen, um Prävention von FGM/C gelingen zu lassen. Diese Zeit war geprägt von lebendigen Diskussionen, vielen Ideen und wertvoller Vernetzung.

Die Kernaussagen des Tages sind wie folgt kurz zusammengefasst: Um Prävention gelingen zu lassen, braucht es …

  • Nachhaltige Strukturen und stabile Finanzierung
  • Vernetzung
  • Ausgebildete Multiplikator*innen und enge, demokratisierte Zusammenarbeit mit betroffenen Communities
  • Pädagogische Arbeit, die Kinder über ihre Rechte aufklärt, sowie die umfassende und koordinierte politische Arbeit, um die Istanbul Konvention umzusetzen
  • Sichtbarkeit und politische Verankerung des Themas sowie der Unterstützungsangebote

 

Nächste konkrete Schritte beinhalten die Kontaktaufnahme zu Politik und Presse. Die Ergebnisse der Veranstaltung sollen übermittelt werden – verbunden mit der Bitte, einen Landesaktionsplan FGM/C in die Wege zu leiten. Außerdem muss das Thema im gesamten Bundesland auf allen Ebenen sichtbarer gemacht und mehr angesprochen werden. Flächendeckend muss Informationsmaterial ausliegen und auf Unterstützungsangebote in näherer Umgebung hinweisen. Es muss in bereits vorhandene, wohnortnahe Strukturen investiert werden, um Begegnungsräume und Vertrauensarbeit zu ermöglichen. Es muss weiter an der Umsetzung der Istanbul Konvention gearbeitet werden, unter anderem durch die Fortbildung von Fachkräften und der Ausbildung von Multiplikator*innen. Über all dem steht die Notwendigkeit einer stabilen Finanzierung, die das Umsetzen unserer Bestrebungen erst möglich macht.

Wir danken allen Teilnehmenden und Mitgestaltenden, die diesen Tag so großartig gemacht haben!