Geschichtliche Hintergründe:
Die Praktik FGM/C wird seit Jahrtausenden praktiziert und hat vielfältige geschichtliche Begründungen.
Die Ursprünge dieser Tradition sind nicht klar festzulegen, sehr wahrscheinlich begann sie aber vor mehreren tausend Jahren. Historische Texte berichten von der Beschneidung einer Frau in Ägypten ca. 500 vor Christus und das frühgeschichtliche römische und arabische Kulturen diese Praktik vollzogen haben. Als Gründe galt die Verehrung der Jungfräulichkeit und Keuschheit, die man auch heute noch in vielen Kulturen vorfindet. Eine andere geschichtliche Begründung ist der Glaube der ägyptischen Pharaonen, dass ihre Götter bisexuell gewesen seien. Daraus folgte für sie, dass in jedem menschlichen Wesen eine männliche und weibliche Seele existieren müsste. Die weibliche Seele des Mannes wurde in der Vorhaut vermutet und die männliche Seele der Frau in der Klitoris. Das bedeutete, dass junge Männer, um vollständig in die männliche Gemeinschaft aufgenommen zu werden, die Entfernung ihrer Vorhaut über sich ergehen lassen mussten. Mädchen auf der anderen Seite, mussten sich die Klitoris und oft auch Teile ihrer Labien beschneiden lassen, um in die weibliche Gemeinschaft aufgenommen zu werden.
Genitalbeschneidungen wurden und werden weltweit durchgeführt. So war die Beschneidung der Klitoris gerade im englischsprachigen Europa des 19. Jahrhunderts sehr weit verbreitet. Nach der damaligen Ansicht war die Masturbation einer der Hauptgründe für viele geistige Krankheiten von Frauen. Mit Hilfe der klitoralen Beschneidung sollte der Masturbation, weiblicher Homosexualität, Hyper-Sexualität und Hysterien entgegen gewirkt werden.