Internationaler Tag gegen die weibliche Genitalverstümmelung in der Buchhandlung Liesegang Schleswig

Mit dem internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung/-beschneidung (FGM/C = Female Genital Mutilation/Cutting) wird am 06. Februar eines jeden Jahres auf eine der grausamsten Menschenrechtsverletzungen gegen Mädchen und Frauen aufmerksam gemacht. Gemeinsam mit dem Frauenzentrum Schleswig e.V. und TABU – Anlaufstelle Gesundheit, Frauen, Familie mit Schwerpunkt FGM/C – Diakonisches Werk Altholstein GmbH möchte der Kreis Schleswig-Flensburg in diesem Jahr mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen für dieses Thema in besonderem Maße sensibilisieren und Aufklärungsarbeit leisten.

„Es ist enorm wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die Praxis der weiblichen Genitalbeschneidung beschränkt sich nicht mehr nur auf bestimmte Länder oder Regionen. Im Zuge der Zuwanderung ist sie auch bereits in Deutschland und auch im Kreis Schleswig-Flensburg angekommen – dabei stellt die Durchführung eindeutig eine Straftat dar“, so Christiane Schunter vom Frauenzentrum Schleswig e.V. Doch obwohl die Beschneidung der weiblichen Genitalien in vielen Ländern unter Strafe gestellt ist, sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit rund 200 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten, in Schleswig-Holstein Schätzungen zufolge ca. 2.000 Frauen. Die Beschneidung erfolgt meist unter unhygienischen Bedingungen, ohne Betäubung und wird oft mit Rasierklingen, Glasscherben o.ä. durchgeführt. Neben lebenslangen Traumata führt die Genitalverstümmelung auch oftmals zu weitreichenden körperlichen Komplikationen. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sterben bis zu 25 % der von FGM/C betroffenen Mädchen und Frauen an den unmittelbaren oder langfristigen Folgen.

 

„Das Problem ist bekannt, dennoch fehlt es noch an einem strukturellen Angebot für betroffene oder gefährdete Frauen und Mädchen“, spricht Dagmar Kistner, Koordinatorin für Integration, Teilhabe und Zusammenhalt (KITZ) des Kreises Schleswig-Flensburg, eine große Schwierigkeit beim Kampf gegen FGM/C an. „Die Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung ist hier enorm wichtig“, so Renate Sticke von TABU – Anlaufstelle Gesundheit, Frauen, Familie mit Schwerpunkt FGM/C – Diakonisches Werk Altholstein GmbH. „Oftmals sind Gynäkologen im Umgang und der Behandlung mit diesen Verletzungen und ihren Folgen nicht ausreichend ausgebildet. Beschneidungsverletzungen werden in vielen Fällen nicht in ihrer Komplexität wahrgenommen als erkannt, was das weitere Vorgehen und auch die traumatherapeutische Aufarbeitung massiv erschwert.“

 

Oftmals erfolgt die Beschneidung im Urlaub oder in den Ferien im Ausland – auch im europäischen. Dies macht es notwendig, auch Erzieher*innen und Lehrer*innen für die Gefahr der sogenannte „Ferienbeschneidungen“ zu sensibilisieren, um so insbesondere junge Frauen und Mädchen vor diesem schrecklichen Schicksal schützen. „Neben einer Auftaktveranstaltung zur Einrichtung eines Arbeitskreises am 08. März bieten wir auch einen Einführungsworkshop zu FGM/C am 20. Juni und einen FGM/C-Fachtag am 12. September an“, kündigt Corinna Philipsen, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Schleswig-Flensburg an. „Es ist wichtig, fortwährend über das Thema Beschneidung zu informieren und aufzuklären, um Betroffenen die Hilfe geben zu können, die sie benötigen, und Bedrohte vielleicht vor diesem schrecklichen Schicksal schützen und bewahren zu können.“

Von links nach rechts: Jule Borowski (Buchhandlung Liesegang Schleswig), Corinna Philipsen (Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Schleswig-Flensburg), Dagmar Kistner (Koordinatorin für Integration, Teilhabe und Zusammenhalt für den Kreis Schleswig-Flensburg), Renate Sticke (TABU – Anlaufstelle Gesundheit, Frauen, Familie mit Schwerpunkt FGM/C – Diakonisches Werk Altholstein GmbH) und Christiane Schunter (Frauenzentrum Schleswig e.V.)